Wenn in anderen Teilen Deutschlands die fünfte Jahreszeit unter dem Namen „Karneval“ oder „Fasching“ bekannt ist, heißt sie im Schwarzwald einfach „Fasnet“. Die „Alemannische Fasnet“, wie sie dort liebevoll genannt wird, unterscheidet sich jedoch deutlich von den rheinischen oder bayerischen Festen. Hier im Schwarzwald trägt die Fasnet eine uralte Tradition und bietet einen faszinierenden Einblick in das alemannische Brauchtum. Was bedeutet die „Fasnet“ genau, welche Bräuche gibt es, und warum ist sie so wichtig für die Region? Begleiten Sie uns auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte, die Figuren und die Veranstaltungen der alemannischen Fasnacht im Schwarzwald!

Der Ursprung der Alemannischen Fasnet

Die Ursprünge der schwäbisch-alemannischen Fasnacht gehen bis ins Mittelalter zurück. Sie entstand aus den Festen, bei denen verderbliche Lebensmittel vor Beginn der Fastenzeit aufgebraucht wurden. In der Fastnachtzeit verkleidet man sich, um den „Wintergeistern“ symbolisch den Kampf anzusagen und den Frühling herbeizurufen. Doch anders als beim modernen Karneval in den rheinischen Regionen, wo etwa Funkenmariechen oder bunte Pappmaché-Wagen dominieren, geht es bei der Alemannischen Fasnet wild, urwüchsig und beinahe archaisch zu.

Traditionelle Gestalten und Masken

Die Masken und Kostüme, die sogenannten „Häs“, sind das Herzstück der Fasnet. Typische Figuren wie Hexen, Schuttige, Hansele, Geißenmeckerer, Spättle oder der Federahannes ziehen jedes Jahr durch die Straßen der Schwarzwälder Dörfer und Städte. Anders als beim rheinischen Karneval wechseln die Narrenhästräger nicht jedes Jahr ihr Kostüm; oft werden die Häs sogar von Generation zu Generation weitergegeben. Jede Maske, auch „Larve“ genannt, wird aufwendig aus Holz geschnitzt und oft von örtlichen Künstlern handbemalt, was jedem Charakter ein unverwechselbares und meist grimmiges Gesicht verleiht.

Ein besonderes Highlight sind die „Geißenmeckerer“. Mit ihren gehörnten Masken und Ziegenbärten haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Fehltritte und Schwächen der Obrigkeit anzuprangern – ein bisschen Satire darf auch bei der Alemannischen Fasnet nicht fehlen!

Ein närrischer Zeitplan

Traditionell beginnt die Fasnet am Dreikönigstag, dem 6. Januar. Von da an wird das Häs aus dem Schrank geholt, die Masken werden abgestaubt, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die „hohen Tage“ der Straßenfasnet finden meist im Februar statt, und dann heißt es für die Einheimischen und Besucher: „Ab ins bunte Treiben!“

Die meisten Umzüge und Veranstaltungen finden in der Woche vor Aschermittwoch statt, doch in einigen Regionen endet die Fasnet erst mit der sogenannten „Buurefasnet“ (Bauernfastnacht), die nach Aschermittwoch gefeiert wird. Besonders spannend ist hier die Fasnet in Weil am Rhein, wo die „Hästräger“ und „Guggemusiker“ am Sonntag nach Aschermittwoch noch einmal richtig Gas geben. Und wer dann noch Energie hat, kann weiter nach Basel ziehen, um beim berühmten „Morgestraich“ dabei zu sein, der am Montag nach Aschermittwoch um 4 Uhr morgens beginnt.

Das Ende der Fasnet: Das Scheibenschlagen

Die Alemannische Fasnet findet ein symbolträchtiges Ende mit dem „Schiebeschlaa“ (Scheibenschlagen), einem alten Brauch, der die Dunkelheit des Winters vertreiben soll. Dabei werden glühende Holzscheiben auf Haselnussstöcke gesteckt und von einem Berg ins Tal geschlagen, begleitet von guten Wünschen für das kommende Jahr. Ein beeindruckender Anblick, der die Kraft und Schönheit des Schwarzwalds zur Geltung bringt und den Winter endgültig verabschiedet.

Fasnet-Museen im Schwarzwald

Wer auch außerhalb der närrischen Zeit tiefer in die Welt der Fasnet eintauchen möchte, sollte eines der zahlreichen Fasnachtsmuseen im Schwarzwald besuchen. Das „Fastnachtsmuseum Narrenschopf“ in Bad Dürrheim und das „Fastnachtsmuseum Narri-Narro“ in Bräunlingen bieten faszinierende Einblicke in die Geschichte der Häs und Larven. Hier lassen sich die aufwendigen Kostüme aus nächster Nähe bestaunen, und man erfährt viele spannende Details über die Traditionen und Bräuche der Alemannischen Fasnet.

Fazit

Die Alemannische Fasnet ist mehr als nur ein Fest – sie ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes im Schwarzwald. Mit ihren uralten Bräuchen, den grimmigen Masken und den wilden Umzügen unterscheidet sie sich deutlich vom rheinischen Karneval und hat dennoch einen ganz besonderen Charme. Wer die Gelegenheit hat, die Fasnet im Schwarzwald mitzuerleben, wird in eine Welt voller Mythen und Traditionen eintauchen, die sonst fast vergessen scheint.

Ob bei den großen Umzügen, in einem der Museen oder beim Scheibenschlagen – die Fasnet ist ein Erlebnis für die ganze Familie und eine Einladung, das Alemannische Brauchtum hautnah mitzuerleben.


FAQ zur Alemannischen Fasnet im Schwarzwald

Was ist die Alemannische Fasnet?
Die Alemannische Fasnet ist eine Fastnachtstradition im Schwarzwald und weiteren alemannisch geprägten Regionen. Sie unterscheidet sich durch ihre urigen Bräuche und Masken deutlich vom rheinischen Karneval.

Wann findet die Alemannische Fasnet statt?
Die Fasnet beginnt traditionell am Dreikönigstag (6. Januar) und endet am Aschermittwoch. Einige Orte feiern jedoch noch nach Aschermittwoch, wie beispielsweise in Weil am Rhein mit der Buurefasnet.

Welche typischen Figuren gibt es bei der Fasnet?
Zu den bekanntesten Figuren zählen Hexen, Schuttige, Hansele, Geißenmeckerer, Federahannes und viele andere. Die Masken und Kostüme, die Häs, werden oft über Generationen weitergegeben.

Wo kann ich mehr über die Fasnet erfahren?
Es gibt im Schwarzwald mehrere Museen, die sich der Fasnet widmen, wie das Fastnachtsmuseum Narrenschopf in Bad Dürrheim oder das Fastnachtsmuseum Narri-Narro in Bräunlingen. Hier kann man das ganze Jahr über in die Welt der Fasnet eintauchen.

Was ist das Scheibenschlagen?
Das Scheibenschlagen ist ein alter Brauch, der das Ende der Fasnet markiert. Dabei werden glühende Holzscheiben auf Stöcke gesteckt und von einem Berg ins Tal geschlagen, begleitet von guten Wünschen für das neue Jahr.

Von Admin

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